Die Baggy-Hose – eine sehr weite Hose – die vor allem unter Hip-Hop-Fans und Skatern beliebt
ist, wurde in einem Gefängnis erfunden. In den frühen neunziger Jahren waren viele Hip Hopper
und Rapper im Gefängnis. Sie wollten auch dort cool aussehen. Deshalb ließen sie sich Hosen
geben, die mehrere Nummern zu groß waren. Und weil es im Gefängnis keine Gürtel gab, rutschten
die Hosen automatisch ein Stück nach unten, so dass man die Unterhose sehen konnte. So entstand
die Baggy-Hose. Mode aus dem Gefängnis ist jetzt schick. Diesen Trend will Deutschlands größtes
Gefängnis in Berlin-Tegel nutzen.
Die Häftlinge produzieren schon seit 1898 ihre eigene Kleidung und bieten sie zum Verkauf
in einem Laden des Gefängnisses an. Allerdings wurden bis jetzt nur zwei bis drei Artikel pro
Woche verkauft. Doch seit der Werbeexperte einer Berliner Agentur die Idee hatte, die
Kleidungsstücke im Internet anzubieten, sind die Verkaufszahlen fünfhundertmal so hoch. Seit
kurzem produziert man hier eine erfolgreiche Modelinie mit dem Namen „haeftling.de“. Aufträge
kommen inzwischen aus der ganzen Welt. Über das Internet kann man „echte“ Gefängnis-Hemden,
Jacken, Taschen und Schuhe zu Preisen zwischen 25 und 100 Euro bestellen. Neuerdings gibt es
außer dem bisher üblichen Blau auch noch ein paar andere Farben.
"Der Erfolg des Projekts HAEFTLING-Jailwear ist so groß“, sagt der Verantwortliche für
diesen Arbeitsbereich, dass man vorläufig gar keine neuen Bestellungen mehr annehmen kann, da
man organisatorisch nicht auf so viele Aufträge vorbereitet war. Es gibt bereits 1500 Bestellungen.
Das ist mehr, als man erwartet hatte."
Die Produktion läuft so gut, dass die Verantwortlichen hoffen, in nächster Zukunft etwa 50
neue Stellen für die 1670 Häftlinge einrichten zu können. Das wäre ganz besonders positiv, weil die
Arbeitslosigkeit im Gefängnis bei etwa 40 Prozent liegt. Von dem Geld, das man einnimmt,
bekommen der Staat und die Werbeagentur je einen Teil. Den Rest erhält das Gefängnis.
Man hofft, dafür Arbeitsmittel für die Gefangenen kaufen zu können, zum Beispiel Bücher
und Computer, aber auch Geräte für die Sporträume. Einige Häftlinge, die die Mode herstellen,
bekommen auch etwas Geld zu ihrem täglichen Lohn dazu. „50 Euro pro Monat machen schon
einen großen Unterschied“, sagt Häftling Meisenberg. Damit kann er sich extra Süßigkeiten, Tabak
und Kaffee leisten.